Aus der Selbstständigkeit in die Altersarmut?
(kunid) Jeder Zweite spart demnach einen Teil des Gewinns für private Vorsorge, viele machen sich Sorgen um die Zukunft und ihren Lebensstandard im Alter. Beim Wissen über benötigte Ersparnisse und über Möglichkeiten, Teile des Gewinns steuerfrei für Altersvorsorge anzulegen, gibt es aber extremen Handlungsbedarf.
Integral hat im Auftrag der HDI Lebensversicherung und des digitalen Asset Managers Froots eine Studie zum Spar- und Investitionsverhalten von Selbstständigen und Freiberuflern erstellt.
Selbstständig Erwerbstätige nutzen demnach häufig Maßnahmen wie Betriebsausgaben am Jahresende, um ihre Steuer- und Sozialabgabenlast zu reduzieren. Dies kann zwar kurzfristig zu finanziellen Vorteilen führen, hat aber langfristig Folgen.
Durch die geringeren Steuer- und Sozialversicherungszahlungen reduziert sich nämlich die Bemessungsgrundlage der Pension, was zu niedrigeren Pensionszahlungen und finanziellen Engpässen im Alter führen kann.
Am langen Ende handelt es sich daher um eine „Sinnverfehlung“, betont Michael Miskarik, Leiter der HDI Leben in Österreich. Die gezielte Minimierung von Steuern und Abgaben unterstreicht die Notwendigkeit zusätzlicher privater Vorsorgemaßnahmen.
Jeder Zweite spart für private Altersvorsorge
Rund vier von fünf Befragten gaben an, dass sie einen Teil ihres Gewinnes ansparen. Von diesen legen 38 % weniger als 5 % des Gewinns zurück, 27 % mehr als 10 %. Wenig überraschend sind dies vor allem jene, die Gewinne von mehr als 30.000 Euro schreiben.
Wichtigstes Ziel, warum Selbstständige einen Teil ihres Gewinns sparen, ist es, um für Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit einen finanziellen Polster anzulegen – das gaben 58 % jener Studienteilnehmer an, die überhaupt sparen.
56 % von ihnen sparen, um auf unerwartete größere Ausgaben vorbereitet zu sein, 51 % geben an, für ihre private Altersvorsorge Geld zurückzulegen. Für fast jeden Zweiten (46 %) spielt auch das Gefühl der Sicherheit eine Rolle.
Sorgen um Zukunft und Lebensstandard
Sorgen um ihre finanzielle Zukunft machen sich laut Studie 19 % aller Befragten „auf jeden Fall“, weitere 30 % „eher schon“.
Auffällig sind die starken geschlechtsspezifischen Unterschiede: 58 % der Frauen, aber nur 42 % der Männer erklären, sich jedenfalls oder eher Sorgen um die Zukunft zu machen. Deutlich überdurchschnittlich machen sich auch jene Sorgen, die weniger als 30.000 Euro Gewinn machen.
Allerdings geben 36 % der Befragten an, nicht zu wissen, wieviel Geld sie bis zu ihrem geplanten Pensionsantritt sparen müssen, um ihren Lebensstandard halten zu können. 43 % wissen das „ungefähr“, nur 21 % „ganz genau“.
Männer sind laut Studie besser informiert: 46 % der Frauen, aber nur 29 % der Männer kennen die notwenige Geldsumme nicht, um ihren Lebensstandard in der Pension aufrecht erhalten zu können. Auch Personen mit höherem Gewinn wissen tendenziell besser Bescheid.
Beratungsdefizit in Österreich
Mit der Beratung über Investmentprodukte speziell für Selbstständige bzw. freiberuflich Tätige zeigen sich 17 % sehr und weitere 33 % eher zufrieden – 18 % sind allerdings gar nicht und 32 % weniger zufrieden.
Überdurchschnittlich zufrieden mit der Beratung zeigen sich dabei jene Studienteilnehmer, die mehr als 30.000 Euro Gewinn erwirtschaften (60 % sehr oder eher zufrieden), und jene, die §-14-Fonds kennen (68 % sehr oder eher zufrieden).
Für Miskarik zeigen diese Zahlen ein „Beratungsdefizit in Österreich“ und einen „klaren Auftrag an Steuerberater, Vermittler und Finanzdienstleister“.
Paragraph-14-Fonds weitgehend unbekannt
Rund zwei Drittel der befragten Selbstständigen haben noch nie von „§-14-Investmentfonds“ gehört, so ein weiteres Ergebnis der Studie. Sie schenken damit dem Finanzminister „ein Vermögen“, so David Mayer-Heinisch, Gründer und Geschäftsführer von Froots.
Während immerhin 40 % der Männer nach einer vorherigen Erklärung sagen, dass ihnen diese Möglichkeit der steuerfreien Veranlagung des Gewinns bekannt ist, erklären 73 % der Frauen, davon das erste Mal zu hören.
Noch schlechter fallen die Ergebnisse zu den Details aus: Nur 28 % sind die Steuervorteile bekannt, 20 % wissen, wie viel Steuern sie damit ersparen können und 21 %, wie hoch der veranlagbare Gewinn ist.
Geringe Nutzung, großes Interesse
Nur 18 % aller Befragten – auch hier mehr Männer (22 %) als Frauen (11 %) – nutzen derzeit §-14-Fonds, weitere 3 % haben in der Vergangenheit solche Fonds besessen.
Hauptgrund, diese Fonds zu nutzen, ist der steuerliche Vorteil – das geben 63 % jener Befragten an, die diese derzeit besitzen. 46 % nutzen sie, weil ihr Finanzberater oder ihre Bank sie ihnen empfohlen hat.
Allerdings wären 26 % der Studienteilnehmer „sehr“ und weitere 42 % „eher“ interessiert herauszufinden, wie viel sie mit §-14-Investmentfonds sparen können.