Analyse: Finanzvorsorge für Frauen medial kaum präsent
Frauenpolitische Themen haben in den letzten Jahren laut einer von Acredia Versicherung AG, Arbeiterkammer Wien und Raiffeisen Capital Management (RCM) unterstützten Untersuchung des auf Medienmarktanalysen spezialisierten Unternehmens Media Affairs stark an medialer Präsenz verloren.
Sie hätten einen „Aufmerksamkeitseinbruch“ erlebt, sagte Studienautorin Maria Pernegger bei der Ergebnispräsentation. Das Textvolumen, das sich mit diesen Themen beschäftigte, war der Analyse zufolge 2022 weniger als halb so hoch wie 2021 – und selbst 2021 war sie nur etwa halb so hoch wie 2018.
Pernegger sieht denn auch Corona als einen Treiber dieser Entwicklung. Aber nicht nur. 2022 hätten andere Themen die frauenpolitische Berichterstattung verdrängt, nach dem Angriff auf die Ukraine etwa auch Themen wie Teuerung oder Digitalisierung.
Gewalt und Hass im Vordergrund
An der Spitze der Berichterstattung dominiert das Thema Gewalt gegen Frauen. Danach folgen Hass im Netz, Abtreibung und Frauenquote in der Politik. Themen rund um finanzielle Absicherung rangieren eher weiter hinten.
Vorsorge- und Anlagethemen eher hintangestellt
Einen Schwerpunkt der Analyse bildet der Aspekt „Frauen und Geld“. Besonders im Fokus der Berichterstattung steht in diesem Zusammenhang „Lohngerechtigkeit“.
An zweiter Stelle folgen, mit Abstand, „prekäre Beschäftigungsverhältnisse“, wobei Pernegger hier eine Sensibilisierung infolge der Pandemie ortet. An dritter Stelle liegt der Frauenanteil in der Finanzbranche.
Erst sehr weit hinten folgen private Vorsorge und Veranlagung. Doch selbst, wenn Finanzthemen aufgegriffen werden, betont Pernegger, beschränken sich rund drei Viertel der Berichterstattung darauf, Probleme zu benennen.
Konkrete Lösungsvorschläge, etwa zu Finanz- und Steuertipps, biete nur etwa ein Viertel. Pernegger sieht hier auch eine Aufgabe bei den Medien, entsprechende Informationsangebote für Frauen zu schaffen, sodass Frauen ihr Finanzwissen ausbauen können.
Finanzielle Unabhängigkeit als Schlüssel
Denn finanzielle Unabhängigkeit ist für einen höheren Lebensstandard, für die Vorbeugung gegen Altersarmut – und um allenfalls nicht aus finanziellem Zwang in einer von Gewalt geprägten Beziehung bleiben zu müssen, unterstreicht Pernegger.
Problematisch sei der Zugang „Über Geld spricht man nicht“. Wenn die Politik auf diesem Gebiet schweige, so sei das problematisch – zumal sie entsprechende Rahmenbedingungen schaffen könne.
Und da sei es eben so, dass Frauen mit schlechteren Karrierechancen konfrontiert seien, mit schlechter Bezahlung in „Frauenjobs“ oder mit dem Umstand, dass viel unbezahlte Care-Arbeit verrichtet werde.
Sich dem Risiko stellen – und es managen
Auch Sabine Macha, stellvertretende Bereichsleiterin Corporate Sustainability bei RCM, kritisierte, dass Geld als Tabuthema gilt und sich das Stereotyp hält, dass Männer risikofreudiger sind als Frauen. Während nur rund jede siebte Frau Wertpapiere hält, tue dies mehr als ein Viertel der Männer.
Statt im Veranlagen nur das Risiko zu sehen, gelte es, sich mehr der Frage zu widmen, wie man dieses Risiko im Griff haben kann. Macha nannte hier zum einen Diversifikation, also Streuung, zum anderen Langfristigkeit in den Investments.
Ohne Risiko gebe es keinen Ertrag. Dem, so Macha, müssen sich auch Frauen stellen.