Was tun, wenn’s nach der Unternehmensübergabe hakt
(kunid) Zu den häufigsten Problemen bei der Übergabe zählen Konflikte mit im Betrieb beschäftigten Familienmitgliedern und/oder dem im Betrieb verbliebenen Senior-Chef, besagt die „Betriebsnachfolgestudie 2022“. Auch Investitionsrückstau und zu optimistische Planungsrechnungen werden vermehrt genannt. Oft wird auch unter Wert verkauft oder die Übergabe nicht richtig vorbereitet.
Was sind die häufigsten Probleme, die auftreten, wenn man ein Unternehmen übernimmt? Dem ist die Nachfolgebörse „Betrieb-zu-haben.at“ zusammen mit dem Managementcenter Nord nachgegangen.
Dazu wurden von Februar bis April österreichweit Vertreter von in die Betriebsnachfolge involvierten Beratungsberufen – darunter etwa Steuerberater, Wirtschaftsprüfer, Unternehmensberater, Rechtsanwälte und Sachverständige – befragt.
Meistgenanntes Problem in der Liste: Konflikte mit im Betrieb beschäftigten Familienmitgliedern. 67,9 % („stimme sehr zu“, „stimme eher zu“) gaben an, dass dies bei von ihnen betreuten Fällen ein Thema gewesen war.
Ebenfalls bei vielen aufgetreten und im Ranking auf Platz zwei: Konflikte mit dem im Betrieb verbleibenden Senior-Chef.
Manchmal mehrere Faktoren bei Übergabe in der Familie
Bei der Übergabe im Familienkreis kommen laut Studienleiter Thomas Reischauer manchmal auch mehrere Faktoren zusammen.
„Wenn Senior-Chefs weiter im Betrieb mitreden, kann das zur Untergrabung der Autorität der Jungen gegenüber ihren Mitarbeitern führen, was sehr frustrierend ist“, so Reischauer.
Umgekehrt kann es aber zu einem finanziellen Problem werden, wenn sich die bisher mitarbeitende ältere Generation plötzlich völlig ausklinkt, „weil dann ihre Arbeitskraft fehlt und zusätzliche Mitarbeiter eingestellt werden müssen“.
Auf unterschätzten Investitionsbedarf sind 62,1 % der in Nachfolgen involvierten Berater gestoßen, auf eine zu optimistische Planungsrechnung 59,3 %.
Unternehmenswert vs. Verkaufspreis
Häufig bestehen auch „gravierende Unterschiede“ zwischen den von Fachleuten ermittelten Unternehmenswerten und den tatsächlich erzielten Verkaufspreisen.
Das hängt unter anderem damit zusammen, dass bei den Discounted-Cashflow-Verfahren Prognoserechnungen für die Zukunft eine wichtige Rolle spielen, die von den Käufern oft angezweifelt werden.
Beim „Multiplikator-Verfahren“ zieht man hingegen häufig die Umsätze bzw. Betriebsergebnisse der vergangenen Jahre heran, was für Interessenten einfacher nachvollziehbar ist. Wer ein Unternehmen verkaufen will, sollte daher bereits Jahre zuvor damit beginnen, seine Geschäftszahlen in Ordnung zu bringen.
Knackpunkte familieninterner oder -externer Art
Die Ermittlung eines möglichst fairen Unternehmenswertes spielt auch bei der Übergabe im Familienkreis eine wichtige Rolle.
Wenn ein Betrieb an eine bestimmte Tochter oder einen Sohn übergeben wird und mehrere Geschwister da sind, müssen die anderen in der Regel abgelöst werden, was natürlich ein gewisses Konfliktpotenzial birgt.
Auch Verkaufsverhandlungen mit externen Personen verlaufen nicht immer ohne Dissonanzen. Häufige Gründe, deretwegen potenzielle Käufer dann doch abwinken, sind zu hoch gegriffene Preisvorstellungen, ungenügende Vorbereitungen des Verkäufers oder das Aufdecken ungeahnter Risiken.
Rechtzeitig Maßnahmen mit Blick auf die Übergabe setzen
„Leider gibt es immer noch Unternehmer, die bereits Jahre vor dem Pensionsantritt, der Übergabe oder dem beabsichtigten Verkauf nichts mehr investieren und die Kennzahlen vernachlässigen“, sagt Buchegger.
Richtig wäre hingegen vorausschauendes Agieren: Eine detaillierte Betriebsanalyse und die Einleitung von Maßnahmen zur Verbesserung der Kennzahlen bereits Jahre vor der Weitergabe machen sich beim Ausstieg durch deutlich höhere Verkaufspreise mehr als bezahlt.