2021 mit zweitniedrigstem Wert bei Verkehrstoten
(kunid) Im Jahr 2021 kamen in Österreich laut Zahlen des BMI insgesamt 359 Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben. Im Vergleich zum historisch niedrigsten (und von der Pandemie beeinflussten) Wert aus dem Jahr 2020 (344) entspricht das zwar einem Anstieg von 4 %, dennoch ist der Wert deutlich niedriger als in den Jahren vor der Pandemie – und das trotz wieder gestiegener Mobilität.
Nach wie vor saß fast jeder zweite Verkehrstote in einem Auto. Aber: Waren es vor 20 Jahren noch 524 getötete Pkw-Insassen, verringerte sich diese Zahl bis zum Vorjahr trotz deutlich mehr zugelassener Autos und gestiegener Fahrleistung auf 161. Das entspricht einem Rückgang von fast 70 %.
Insbesondere bei Moped- und Radfahrenden sind mit 13 bzw. 48 Getöteten Zunahmen bei den tödlichen Verkehrsunfällen zu verzeichnen. Konstant auf hohem Niveau blieb die Zahl der getöteten Motorradfahrenden (75).
Bei Fußgängern konnte dagegen der historisch niedrigste Wert (35) verzeichnet werden.
Die Ausgangslage
Grundsätzlich ist die Zahl der Getöteten im Straßenverkehr in den vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich zurückgegangen – von einem historischen, negativen Spitzenwert von 2.948 Getöteten im Jahr 1972 auf aktuell 359, erklärt ÖAMTC-Verkehrsexperte David Nosé. Das entspricht einem Minus von 88 %.
Ein Wermutstropfen ist, dass in diesem Zeitraum die Zahl der Unfälle (minus 32 %) und der Verletzten (minus 37 %) nicht im gleichen Maß gesunken ist.
Die zukünftige Verkehrssicherheitsarbeit sollte somit nicht nur auf die Reduzierung der Zahl der Verkehrstoten abzielen, sondern muss imstande sein, vor allem die Zahl der Schwerverletzten deutlich zu senken, so Nosé.
Fast jeder vierte Verunglückte zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs
Bei zu Fuß gehenden Personen gab es zwar mit 35 Opfern einen neuen historischen Tiefstand. Bei Radfahrern hingegen liegt der Wert mit 50 im Verkehr zu Tode gekommenen Personen höher als in den Vorjahren und über dem langjährigen Durchschnitt. 22 der 50 tödlich Verunglückten waren auf einem E-Bike unterwegs, weitere zwei Menschen auf einem E-Tretroller.
Besonders in der Altersgruppe 65+ erfreut sich das E-Bike großer Beliebtheit, was sich leider auch im Durchschnittsalter der getöteten Menschen (rund 70 Jahre) widerspiegelt. Zudem ereigneten sich rund die Hälfte der tödlichen Fahrradunfälle außerorts.
Um dieser Entwicklung entgegenzutreten, braucht es ein breites Bündel an Sicherheitsmaßnahmen, so der ÖAMTC-Verkehrsexperte. Mögliche Lösungen sind eigene Verkehrsflächen für Radfahrer, sichere Querungsmöglichkeiten für zu Fuß Gehende, eine verstärkte Bewusstseinsbildung hinsichtlich der Gefahren von Ablenkungen, z.B. durch die Nutzung von Smartphones im Straßenverkehr, sowie der Grenzen des eigenen Fahrkönnens.
Zum anderen sollten sich am Verkehr teilnehmende Personen mit reflektierender Kleidung sowie adäquater Beleuchtung an Fahrrädern gut sichtbar machen. Die Erfahrung zeigt zudem: Gerade Wiedereinsteiger auf dem Zweirad, egal ob das ein Fahrrad, E-Bike oder Motorrad ist, überschätzen oftmals das eigene Fahrkönnen, was schließlich zu Überforderung und schweren Unfällen führen kann.
Motorradfahrer verunglücken am zweithäufigsten
Im Vorjahr waren 75 tödlich verunglückte Motorradfahrer zu beklagen. Das entspricht 21 % aller Verkehrstoten.
Auffällig ist der recht hohe Anteil an Eigenfehlern: Drei Viertel aller getöteten Motorradfahrer kamen aufgrund von nicht angepasster Geschwindigkeit sowie riskantem Überholen ums Leben.
Problematisch ist, dass viele Biker ihr Motorrad nur unregelmäßig nutzen, was zu einer Selbstüberschätzung sowie mangelnder Fahrzeugbeherrschung in Grenzsituationen führen kann. Besonders gefährlich wird es, wenn die eigenen Fahrkenntnisse überschätzt oder die korrekte Fahr-, Brems- und Blicktechnik nicht angewendet werden. Trainings können helfen, sich mit dem Motorrad vertraut zu machen und das richtige Handling zu üben.
Technische Entwicklungen zur Hebung der Verkehrssicherheit
In modernen Kfz können elektronische Fahrassistenzsysteme wie Notbremssysteme mit Fußgänger- und Radfahrerkennung, Toter-Winkel-Warner oder Abbiegeassistenten viel bewirken. Daher ist es bei der Neuanschaffung eines Fahrzeuges besonders wichtig, auf die Sicherheitsausstattung zu achten.
Diese schützt nicht nur die Insassen selbst, sondern im Falle eines Unfalls auch die Unfallgegner. Generell ist festzuhalten: Menschen machen Fehler, deshalb sollten vor allem Straßenraum und Fahrzeugtechnik solche Fehler ausgleichen, respektive die Unfallfolgen mildern können.