Um Katastrophen einzudämmen, gehören Deckungslücken geschlossen
(kunid) Durch Katastrophen entstanden im ersten Halbjahr nach Swiss-Re-Schätzungen wirtschaftliche Schäden in Höhe von 77 Milliarden US-Dollar, umgerechnet rund 65 Milliarden Euro. Das ist weniger als im ersten Halbjahr 2020. Bei den versicherten Schäden infolge von Naturkatastrophen zeigte sich indes ein Zuwachs um 13 %.
Wir brauchen nur den Fernseher einzuschalten oder in die Zeitung zu schauen: Katastrophen allerorten. Wie lassen sich diese aber beziffern?
Katastrophen haben im ersten Halbjahr 2021 global einen wirtschaftlichen Schaden in Höhe von 77 Milliarden US-Dollar hinterlassen. Das besagen Schätzungen, die der Schweizer Rückversicherer Swiss Re gerade veröffentlicht hat.
Insgesamt kamen demnach fast 4.500 Menschen durch Katastrophen ums Leben oder gelten als vermisst.
Weitestgehend Naturkatastrophenschäden
Überraschend: Das Schadenvolumen liegt unter dem Schnitt der zehn vorangegangenen ersten Halbjahre von 2011 bis 2020 – dieser beläuft sich auf 108 Milliarden Dollar.
Swiss Re rechnet aber damit, dass die nun bekannt gegebenen Zahlen noch steigen, wenn in den kommenden Monaten weitere Schäden erfasst werden.
Zudem ist das erste Halbjahr nicht repräsentativ für die Gesamtjahresentwicklung, weil das dritte Quartal historisch gesehen jeweils am schadenanfälligsten ist in Bezug auf Naturkatastrophen.
Der Großteil des wirtschaftlichen Schadenvolumens entfiel auf Naturkatastrophen, drei Milliarden Dollar auf sogenannte „Man-made-Katastrophen“, also von Menschen verursachte Katastrophen.
Versicherte Schäden
Ein Blick auf die versicherten Schäden zeigt, dass diese gegenüber dem ersten Halbjahr 2020 um 4 % auf 42 Milliarden Dollar gestiegen sind.
Auf Man-made-Katastrophen entfielen hier nach den Schätzungen zwei Milliarden Dollar. Dieser Wert ist niedriger als gewöhnlich, was auf die verbleibenden Covid-19-Einschränkungen zurückzuführen ist.
Im Bereich der Naturkatastrophen kam es hingegen zu einer Zunahme um 13 % auf 40 Milliarden Dollar. Nach 2011 ist das der zweithöchste Wert für ein erstes Halbjahr, nur 2016 lag er etwas höher. Strenger Winterfrost, Hagel und Waldbrände haben zu den hohen Schäden beigetragen.
Extreme Kälte, sengende Hitze
Im Februar führte eine extreme Kälteperiode in Verbindung mit starken Schneefällen und Eisansammlungen in den USA – gemeinhin als Wintersturm „Uri“ bezeichnet – zu geschätzten versicherten Schäden von 15 Milliarden US-Dollar. Dies ist der höchste Wert, der in den USA jemals für diese Gefahr verzeichnet wurde.
Ende Juni sind im Westen Kanadas und im Nordwesten der USA an mehreren Tagen in Folge Rekordtemperaturen von mehr als 45 Grad Celsius gemessen worden. Durch die Hitze in Verbindung mit extremer Trockenheit kam es zu Waldbränden, die sich in südlicher Richtung nach Kalifornien ausbreiteten.
Versicherbarkeit von Vermögenswerten gewährleisten
In Europa wiederum wurden im Juni mehrere Länder von Unwettern mit Gewittern, Hagel und Tornados erfasst – auch hier gehen die Schäden in die Milliarden.
Erinnert werden muss auch an die schweren Überschwemmungen, die im Juli zur Zerstörung von Sachwerten und zum Verlust von Menschenleben in Europa und China führten. Im August kam es infolge extremer Hitze zu Waldbränden in der Türkei, in Griechenland und in Italien.
Jérôme Jean Haegeli, Group Chief Economist von Swiss Re, bezeichnete anlässlich der Publikation der Daten den Klimawandel als eines der größten Risiken für die Gesellschaft und die globale Wirtschaft. Er verweist in dem Zusammenhang auf die jüngste Analyse des UNO-Weltklimarats.
Haegeli: „Es geht darum, Ansiedlungen in Hochrisikogebieten zu meiden, in Anpassungsmaßnahmen zu investieren, die Versicherbarkeit von Vermögenswerten zu gewährleisten und Deckungslücken zu verringern.“