Geschätzte 200.000 Wintersportler betrunken auf heimischen Pisten unterwegs
(kunid) Das sind Ergebnisse einer Umfrage des KFV, das eine Dunkelziffer von rund 200.000 Personen annimmt, die letztes Jahr in Österreich alkoholisiert Wintersport ausgeübt haben.
Jedes Jahr passieren in Österreich mehrere tausend Unfälle bei Wintersport-Aktivitäten. Das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) spricht von rund 30.000 Verletzten pro Jahr, die eine Behandlung im Spital brauchen. Offenbar kommt es gar nicht so selten vor, dass auch der Alkohol mit unterwegs ist.
„Besorgniserregende Ergebnisse“
Wie viele der Verletzten beim Unfall betrunken waren, lasse sich nur schwer eruieren, zumal das selbst bei anonymisierten Befragungen nur die wenigsten zugeben, heißt es vom KFV. „Freimütiger“ gehe es hingegen bei Umfragen zu, wenn man nicht nur die Unfallopfer, sondern Wintersportler generell befragt. Das KFV hat das gemacht und österreichweit 1.000 Personen im Alter von 16 bis 69 Jahren um Auskunft gebeten.
Rund jeder und jede Vierte räumt Alkoholkonsum ein
Fast ein Viertel (23 %) räumte ein, in den letzten zwölf Monaten beim Wintersport – Skifahren, Skitouren, Rodeln usw. – Alkohol in mehr oder weniger großen Mengen getrunken haben: 13 % sagten, dies komme selten, aber doch vor; 10 % gaben an, dies sei regelmäßig der Fall.
„Leider müssen wir davon ausgehen, dass unter den 77 %, die diese Frage verneint haben, auch noch eine Dunkelziffer an Personen ist, die ihren Alkoholkonsum nicht zugegeben wollen“, kommentiert Johanna Trauner-Karner, Leiterin des Fachbereichs Sport- und Freizeitsicherheit im KFV. „Doch selbst unter Ausklammerung dieses Faktors gehen wir davon aus, dass in Österreich pro Jahr mindestens rund 200.000 Menschen unter Alkoholeinfluss Wintersport aktiv ausüben. Eine hohe Zahl.“
Immerhin gehören „Hüttengaudi und Alkohol“ für insgesamt 38 % der Befragten „gelegentlich“ oder „oft“ zum Wintersport dazu.
Die Hälfte hat bei anderen schon Alkohol oder Drogen vermutet
„Sehr bedenklich“ sind laut Kuratorium auch die Ergebnisse der Fremdwahrnehmung: 39 % der Befragten haben aufgrund der Fahrweise anderer „gelegentlich“ vermutet, dass diese unter Alkohol- oder Drogeneinfluss gestanden sind, 13 % sogar schon „oft“.
Eingeengtes Gesichtsfeld, Gleichgewichtsstörungen
Das KFV warnt jedenfalls: Die Reaktionsgeschwindigkeit ist herabgesetzt, zudem engen sich das Gesichtsfeld ein, die Gefahr für Kollisionen mit anderen Pistenteilnehmern steigt. Mit dem Alkoholkonsum einhergehende Gleichgewichtsstörungen sind nicht nur eine Gefahr für andere, sondern erhöhen auch das Risiko für Alleinunfälle deutlich.
Beim Einkehren auf Alkohol verzichten
„Es ist natürlich völlig in Ordnung, zwischendurch in Skihütten oder bei anderen Lokalitäten einzukehren“, meint Trauner-Karner. „Ein wesentlicher Beitrag zur Sicherheit wäre es aber, wenn man den Konsum von Alkohol zumindest auf die Zeit nach dem Skifahren, Rodeln oder Tourengehen verlegt und zwischendurch beim Einkehrschwung lieber leichte Mahlzeiten und alkoholfreie Getränke zu sich nimmt.“
Versicherungsmakler und -maklerinnen warnen vor teuren Folgen
Vor den Konsequenzen alkoholisierten Fahrens auf der Piste machte jüngst auch der Fachverband der Versicherungsmakler auf seiner Facebook-Seite aufmerksam: Ein Unfall, den man unter Alkoholeinfluss verursacht, könne teuer werden.
„Die Krankenversicherung darf das Geld für die Behandlung nämlich zurückfordern. Die Versicherung des Unfallgegners kann den Betrunkenen und die Betrunkene ebenfalls zur Kasse bitten.“ Und: „Die private Haftpflichtversicherung zahlt meistens auch nicht, wenn Alkohol im Spiel ist.“