2024 war „Rekordjahr“ bei Unwetterschäden
(kunid) Nötig sind nun verbesserte Risikomodellierungen, innovative Versicherungslösungen sowie Anpassungs- und Eindämmungsmaßnahmen.
2024 sei das schadenträchtigste Jahr der Unternehmensgeschichte gewesen, was Unwetterschäden betrifft, teilt die Wiener Städtische Versicherung AG mit. Allein das September-Sturmtief „Anett“ habe innerhalb von nur vier Tagen mehr als die Hälfte des gesamten Schadensvolumens 2024 verursacht. Rund 129 Millionen Euro und knapp 21.000 Schadensfälle waren nach Angaben der Städtischen die Bilanz dieses Ereignisses.
Anstieg des Schadenvolumens
Die Auswirkungen des Klimawandels zeigen sich mittlerweile in höheren und auch häufigeren Schäden, so die Städtische. Die Unwetterereignisse würden zudem teils kleinräumiger. Ein Grund für die extremen Niederschläge sei die zunehmende Luftfeuchtigkeit: Pro Grad wärmerer Luft sind sieben Prozent mehr Wasserdampf in der Atmosphäre.
„Von 2010 bis 2019 lagen die Schäden im Schnitt bei rund 70 Millionen Euro pro Jahr, die letzten fünf Jahre stieg der jährliche Durchschnitt um mehr als 120 %.“
Der Anstieg sei „zum Teil inflationsbedingt, zum Großteil jedoch auf häufigere und intensivere Unwetter zurückzuführen“.
Begrenzte Deckungen für Hochwasser und Überschwemmung
Bei Hochwasser und Überschwemmung können nur limitierte Deckungen angeboten werden, merkt die Städtische an. „Rund 75 % haben lediglich eine Basisdeckung von maximal 20.000 Euro bei Abschluss einer Bündelversicherung von Eigenheim- und Haushaltsversicherung.“ Je nach Risikolage sei eine Höherversicherung jedoch möglich.
Seitens der Städtischen heißt es: „Wir empfehlen einen jährlichen Polizzencheck, um zu prüfen, ob die Versicherungssumme angepasst werden muss, damit es im Schadensfall zu keiner Unterversicherung kommt.“
Naturkatastrophengeschehen „beispiellos“
Der Risikomanager und Makler WTW (Willis Towers Watson), der letzte Woche seine „Natural Catastrophe Review 2024“ veröffentlicht hat, spricht von „beispiellosen“ Naturkatastrophen im Jahr 2024. Weltweit beliefen sich die versicherten Schäden laut WTW auf über 140 Milliarden US-Dollar. Damit sind sie das fünfte Jahr in Folge über der Marke von 100 Milliarden Dollar gelegen.
Erwähnt werden etwa die großflächigen Überschwemmungen in Spanien Ende Oktober, die mit 3,7 Milliarden Dollar die höchsten versicherten Schäden in der Geschichte des Landes gewesen sind, sowie die höchsten versicherten Schäden in Kanada (5,6 Milliarden Dollar) und im Herbst die Hurrikans „Helene“ und „Milton“ (zusammen 45 Milliarden Dollar).
Der gesamtwirtschaftliche Schaden überstieg WTW zufolge 350 Milliarden Dollar. Die Lücke in der Naturkatastrophen-Deckung betrage geschätzt 60 %.
Mehr und höhere Vermögenswerte, dazu der Klimawandel
WTW macht in dem Zusammenhang darauf aufmerksam, dass die Erderwärmung, gemessen am vorindustriellen Niveau, 2024 erstmals die 1,5-Grad-Marke überschritten hat. Das EU-Erdbeobachtungsprogramm Copernicus hatte dies Anfang 2025 bestätigt.
Aus Sicht von WTW ergibt sich daraus die Notwendigkeit zu verbesserter Risikomodellierung, „innovativen Versicherungslösungen“ und „proaktiver Anpassung“. Auch Eindämmungsmaßnahmen, mit denen die „zunehmenden Auswirkungen des Klimawandels aus Wirtschaft und Gesellschaft“ angegangen werden, seien nötig.