KFV spricht von „alarmierender Dynamik“ bei E-Scooter-Unfällen
(kunid) Das Kuratorium für Verkehrssicherheit geht – Dunkelziffer berücksichtigt – davon aus, dass 2023 etwa 6.000 E-Scooter-Verunfallte im Spital behandelt werden mussten. „Besonders alarmierend“ sei, dass zwölf Prozent der Verunfallten Lenker zum Unfallzeitpunkt alkoholisiert waren, ein deutlich höherer Anteil als bei Pkw- (vier Prozent) und Motorrad-Unfalllenkern (drei Prozent).
Laut Verkehrsunfallstatistik 2023 wurden in den ersten neun Monaten des Vorjahres 1.245 Personen – vier Prozent aller in diesem Zeitraum im Straßenverkehr Verunglückten – beim Fahren mit einem E-Scooter verletzt oder getötet. Dies meldet das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV).
Allerdings gebe es bei E-Scootern ebenso wie bei Fahrrädern eine sehr hohe Dunkelziffer, weil bei Verletzten bei Alleinunfällen häufig gar nicht polizeilich gemeldet würden und somit in der Verkehrsunfallstatistik nicht aufschienen.
Das KFV befrage deshalb regelmäßig in ausgewählten Spitälern Unfallopfer, wenn sie zur Nachbehandlung in die Spitalsambulanzen kommen, und rechne die Daten hoch.
„Demnach hat sich die Anzahl der im Spital behandelten Verletzten seit Beginn des E-Scooter-Booms im Jahr 2019 in Österreich von 1.200 auf 6.000 Verletzte im Jahr 2023 verfünffacht“, so das KFV.
Problem Alkohol
KFV-Erhebungen zufolge seien 77 Prozent der E-Scooter-Unfälle auf Selbstverschulden zurückzuführen.
Mangelndes Verantwortungsbewusstsein offenbare eine weitere Untersuchung des KFV, wonach 13 Prozent von fast 200 Befragten unmittelbar nach dem Konsum von zwei großen Gläsern Bier oder zwei Vierteln Wein sofort wieder mit dem E-Scooter fahren würden; 9 Prozent würden eine Stunde warten, 11 Prozent zirka 2 bis 3 Stunden.
Alkohol spiele als Unfallursache eine viel größere Rolle als beim Lenken anderer Verkehrsmittel, hält das KFV fest: Bei Pkw-Unfällen betrage der Anteil der Betrunkenen am Steuer 4 Prozent, bei Motorrädern 3 Prozent, bei E-Scooter-Fahrern aber 12 Prozent.
Hoher Alkoholspiegel „alarmierend“
„Alarmierend ist für uns auch der hohe Alkoholspiegel, denn 90 Prozent der nachweislich alkoholisierten E-Scooter-Fahrenden waren zum Unfallzeitpunkt mit einem Blutalkoholwert von mehr als 1,0 Promille unterwegs und 28 Prozent sogar mit mehr als 2,0 Promille“, berichtet Klaus Robatsch, Leiter der Verkehrssicherheit im KFV.
Tatsächlich, so das KFV, beeinträchtigen bereits kleine Alkoholmengen die Fahrleistung. Robatsch: „Eine deutsche Studie hat gezeigt, dass sich die Fahrleistungen in Teilabschnitten eines Test-Parcours bereits ab 0,21 Promille gegenüber nüchternen Probanden verschlechtert haben.“
KFV fordert Helmpflicht, zweite Bremse und Tempodrosselung
Das KFV fordert angesichts dessen eine Reihe von Maßnahmen.
„Verpflichtend vorgeschrieben sind Helme bei E-Scootern in Österreich nur für Kinder unter 12 Jahren, ratsam sind sie aber ausnahmslos für alle“, sagt Robatsch. Um schwere Kopfverletzungen zu vermeiden, bekräftigen wir daher unsere Forderung nach einer Helmpflicht beim Fahren mit E-Scootern sowie mit E-Bikes.“
Auch 70 Prozent der Bevölkerung sind laut einer KFV-Umfrage für eine Helmpflicht. Tatsächlich liege die Helmtragequote derzeit laut eigenen Erhebungen aber erst bei rund 9 Prozent, bei Leih-Scootern sogar noch deutlich darunter.
Weiters, so das KFV, sollten für E-Scooter Glocke, Blinker, eine zweite Bremse und eine Maximalgeschwindigkeit von 20 km/h verpflichtend vorgeschrieben werden.
„Insbesondere die zweite Bremse und die Drosselung auf 20 km/h wären ein entscheidender Beitrag zur Erhöhung der Verkehrssicherheit, weil sich dadurch sowohl Bremsweg als auch Reaktionsweg spürbar verkürzen“, so Robatsch.