Jeder vierte Getötete im Straßenverkehr war 2022 mit dem Fahrrad, E-Bike oder Motorrad unterwegs
(kunid) 3.882 Motorrad-Fahrende wurden 2022 auf Österreichs Straßen verletzt, 55 getötet. Weiters haben sich in Österreich vergangenes Jahr beim E-Biken, Fahrrad- oder E- Scooter-Fahren 10.871 Menschen verletzt, so die Zahlen der Verkehrsunfallstatistik. Zu den Hauptunfallursachen zählen vor allem Vorrangverletzungen, Rotlichtmissachtung, Ablenkung sowie die Missachtung von Ge- und Verboten.
Sichtbarkeit und Erkennbarkeit besonders wichtig
Zwei Drittel der Zweiradunfälle passieren mit einem Kollisionsgegner – im Speziellen mit Autos – deshalb, weil einspurige Fahrzeuge leichter übersehen werden. Die schmale Silhouette wird erst spät wahrgenommen, von größeren Verkehrsteilnehmenden verdeckt oder optisch von anderen Objekten überlagert.
Lenker und Lenkerinnen von Fahrzeugen mit zwei Rädern können dazu beitragen, ihre Sichtbarkeit zu verbessern und ihr Verletzungsrisiko zu minimieren, z.B. durch kontrastreiche Kleidung, knallige Neon-Farben sowie die Nutzung von Reflektoren. Auch das vorausschauende Fahren kann Leben retten und die Sichtbarkeit erhöhen.
„Man sollte auch den eigenen Versicherungsschutz überdenken. Freizeitunfälle werden nur durch eine private Unfallversicherung gedeckt, dies ist vielen nicht bewusst“, betont Mag. Christian Eltner, Generalsekretär des österreichischen Versicherungsverbandes VVO.
Lebensrettende Ausrüstung und Schutzkleidung
Neben einer funktionsfähigen technischen Ausstattung ist die richtige Schutzkleidung wichtig. Dazu gehört das Tragen eines Helms: 88 % der Kinder zwischen 0 und 11 Jahren tragen laut KFV-Standarderhebungen 2022 einen Helm beim Fahrradfahren (Helmpflicht).
Die Älteren sind deutlich weniger konsequent: Nur 41 % tragen einen Helm beim Fahrradfahren, beim E-Bike-Fahren mittlerweile 59 %. „Hier herrscht noch Aufholbedarf. Ein Rad- oder Motorrad-Helm verhindert Schlimmeres bei Unfällen und sollte selbstverständlich beim Aufstieg auf Rad, E-Bike, Motorrad und Co. sein,“ so KFV-Direktor Mag. Christian Schimanofsky.
Nach einem Sturz sollte ein Helm zudem getauscht werden, da dieser den Helm
beschädigen kann – auch wenn keine offensichtlichen Schäden erkennbar sind.
Kurven, Kondition und Kraft: Richtige Einschätzung schützt
Motorrad- und E-Bike-Fahrende sollten sich körperlich auch nicht überfordern und
sich insbesondere bei längeren Touren in puncto Kondition und Kraft richtig
einschätzen. Ein schöner langer Ausflug ist durchaus anstrengend.
Besonders ältere Menschen sollten hier vorsichtig sein: Mehr als ein Viertel unter den
Verletzten bei E-Bike-Fahrenden der vergangenen Jahre war 65 Jahre alt oder älter.
Unter den Getöteten waren sogar zwei Drittel 65+ Jahre alt. Auch die neue
Risikogruppe beim Motorrad-Fahren ist mit 45 bis 59 Jahren älter geworden – oft
Wiedereinsteiger, denen die Routine fehlt.
„Die Fahrgeschwindigkeiten werden oft unterschätzt, die eigene
Reaktionsgeschwindigkeit und Fitness überschätzt. Oftmals werden auch E-Bikes
ausgeborgt und hier fehlt dann die Erfahrung mit diesem Sportgerät.
Nehmen Sie sich Zeit, um ein Fahrgefühl zu entwickeln“, erklärt Eltner.
Auch der Abstand zum Gegenverkehr kann falsch eingeschätzt werden, insbesondere von Motorrad-Fahrenden beim Kurvenfahren. Ellipsen-Bodenmarkierungen an vielen unübersichtlichen Linkskurven auf Österreichs Freilandstraßen sorgen nun seit fünf Jahren für mehr Sicherheit für Motorradfahrende: Sie erinnern die Fahrer und Fahrerinnen intuitiv daran, einen größeren Abstand zur Mittellinie einzuhalten, damit in der Linkskurve kein Überhang in den Gegenverkehr passiert und die gefahrene Kurvenlinie optimiert wird. Das vermindert das hohe Risiko einer Kollision mit dem Gegenverkehr deutlich und beugt schweren Verletzungen vor: Zwei Drittel der Motorradfahrenden waren danach im Kurvenbereich sicherer unterwegs.