Das sind 13 drohende Risiken der nächsten Jahre
(kunid) Die Bandbreite reicht von Haftungsrisiken in der Kreislaufwirtschaft über Onlinesucht, KI-Risiken und eine offene Arktis bis hin zu möglichen Gefahren von Technologien zur Kühlung der Erde.
Alljährlich untersucht Rückversicherer Swiss Re aufkommende oder sich verschärfende Risiken, die schwer zu quantifizieren sind und größere Auswirkungen auf Gesellschaft und Versicherungsbranche haben könnten.
Die aktuelle Studie zeigt etwa, dass sich die Risiken ebenso dynamisch entwickeln wie die technologische, geopolitische und soziale Veränderung der Welt voranschreitet.
Wie gewohnt, sind die Risiken nach den Auswirkungen – „hoch“, „mittel“ und „niedrig“ – sowie nach dem Zeithorizont ihres Auftretens – innerhalb von drei Jahren oder nach mehr als drei Jahren – sortiert.
„Öffnung der Arktis“ als neues Risiko
Die Hälfte der Risiken, sieben an der Zahl, ist der Gruppe „mittelschwer und innerhalb von drei Jahren“ zugeordnet. Eines davon ist erst kürzlich auch medial präsent gewesen, nämlich die Folgen der Erderwärmung für das arktische Eis.
Die Region des Nordpolarmeers und der umliegenden Landgebiete erwärmt sich zwei- bis dreimal schneller als der Rest der Erde. Daher schmilzt das Eis, sodass sich neue, kürzere Seewege öffnen.
„Die gleichzeitige Verschärfung von Wirtschaftsinteressen, Umweltveränderungen und geopolitischen Spannungen machen die Arktis zu einer Keimzelle für neuartige Risiken und für eine mögliche Risikoakkumulation“, sagt Patrick Raaflaub, Group Chief Risk Officer von Swiss Re, dazu.
Begleiterscheinungen maschinellen Lernens und von KI
Ein neuartiges Risiko mit schwerwiegenderen Auswirkungen sieht das SRI mittel- bis langfristig wiederum im Zusammenhang mit maschinellem Lernen und künstlicher Intelligenz am Horizont. Denn mit dem Einsatz von KI nimmt auch das Risikopotenzial zu.
Professionelle Hacker können Modelle so manipulieren, dass diese Fehler machen oder Informationen preisgeben. Darüber hinaus können sie die Modellleistung beeinträchtigen, indem sie Trainingsdaten verfälschen oder Machine-Learning-Modelle stehlen und extrahieren.
Der Vormarsch der KI erhöht die Gefahr von Betrug und Verlust geistigen Eigentums, von frisierten Bonitätsbewertungen und falschen Versicherungseinstufungen infolge von Manipulation.
„In der Autoversicherung können KI-gestützte Schadenmanagementsysteme so manipuliert werden, dass sie Schäden sehen, wo keine sind“, gibt das SRI zu bedenken. „Und wenn eine gehackte KI zu Unfällen mit selbstfahrenden Autos oder zu medizinischen Fehldiagnosen führt, besteht sogar Gefahr für Leib und Leben.“
Sonnenstrahlung: Technologien zur Kühlung der Erde
Als ein „eher futuristisches, möglicherweise aber erhebliches Risiko“ – Zeithorizont: über drei Jahre, Auswirkung „mittel“ – identifiziert der Bericht Technologien zur Steuerung der Sonneneinstrahlung, die zur Kühlung der Erde eingesetzt werden können.
Diese können helfen, die weltweiten Temperaturen zu senken, aber einige Verfahren – wie etwa das Ausbringen stark reflektierender Partikel in der Atmosphäre, die Sonnenlicht zurück in den Weltraum reflektieren – können auch „völlig neue Umweltrisiken mit sich bringen und Konflikte provozieren“.
Wenn sie eingesetzt und plötzlich beendet werden, könnte es zu raschen Temperaturanstiegen und heftigen Wetterreaktionen kommen, so das Institut.
„Die mögliche Folge wäre eine Zunahme oder geografische Verlagerung von Extremwetterereignissen wie Dürren oder Hurrikanen. Das würde die Frage aufwerfen, wie betroffene Länder entschädigt werden sollen.“
Zehn weitere Risiken
Der Bericht listet noch zehn weitere Risiken aus unterschiedlichen Bereichen auf.
Dazu zählen etwa Folgen der geopolitischen Polarisierung, Haftungsprobleme, die auftauchen könnten, wenn Produkte und Verfahren nicht den Anforderungen der Kreislaufwirtschaft genügen, oder auch jüngste Vogelgrippe-Ausbrüche als mögliche Vorboten künftiger Tier- und menschlicher Erkrankungen.