Das heurige Jahr markiert einen „Wendepunkt“ bei den Geldvermögen
(kunid) Das besagt der neue „Allianz Global Wealth Report“. Österreich liegt 2021 mit 67.930 Euro pro Kopf auf Platz 19 im 57-Länder-Ranking – der Anstieg um knapp 6 % gegenüber 2020 liegt nicht zuletzt an einem gewachsenen Anteil von Kapitalmarktprodukten an den frischen Spargeldern.
Freude strahlt die Seite 1 des gerade erschienenen „Allianz Global Wealth Report 2022“ nicht aus: „Das letzte Hurra“ hat der Versicherungskonzern die diesjährige Auflage des Berichts betitelt.
Für den Report haben die Allianz-Experten das Geldvermögen und die Verschuldung privater Haushalte in 57 Ländern untersucht, die 91 % des globalen BIP und 68 % der Weltbevölkerung repräsentieren.
2021 Anstieg um ein Zehntel
Zunächst die gute Nachricht: Das globale Geldvermögen wuchs laut der Analyse 2021 um 10,4 % auf 233 Billionen Euro. Haupttreiber ist „ein wahres Kursfeuerwerk an den Börsen“ gewesen, stellt die Allianz fest. Für die vergangenen drei Jahre hat der Zuwachs insgesamt 60 Billionen Euro betragen.
Für Asien (ohne Japan) und Osteuropa werden 2021 Wachstumsraten von 11,3 bzw. 12,2 % ausgewiesen, für Nordamerika wird sie mit 12,5 % angegeben.
Westeuropa – dazu gehören die EU, Norwegen, die Schweiz und das Vereinigte Königreich – hat mit einem Wachstum von 6,7 % „mehr dem Bild einer reichen, entwickelten Region“ entsprochen.
Bei den Vermögensklassen legten vor allem Wertpapiere zu (+15,2 %). Aber auch „frische“ Spargelder, von denen laut Allianz 63,2 % auf Bankeinlagen entfallen, sind mit 4,8 Billionen um 40 % über Vor-Corona-Niveau zu liegen gekommen.
2022 droht realer Rückgang um ein Zehntel
„Für längere Zeit dürften dies aber die letzten guten Nachrichten betreffend Geldvermögen sein“, heißt es ernüchternd. Die Allianz verweist dabei auf den Ukraine-Krieg, Inflation, Ressourcenknappheit und Geldpolitik.
Für 2022 prognostiziert der Bericht einen Rückgang um mehr als 2 %. Real droht ein Schrumpfen des Geldvermögens um ein Zehntel.
In den Jahren 2023 bis 2025 dürfte das jährliche nominale Wachstum des Geldvermögens etwa 4,6 % betragen und damit weniger als die Hälfte des zuletzt gewohnten Levels.
„Gefahr einer Schuldenkrise“
Was die Verbindlichkeiten der Haushalte angeht, so erreichten diese Ende 2021 laut Bericht ein Volumen von 52 Billionen Euro. Das bedeutet einen Anstieg um 7,6 % – das ist der höchste Wert seit 15 Jahren.
Da die nominale Wirtschaftsleistung kräftig gestiegen ist, ist die Schuldenquote dennoch auf 68,9 % zurückgegangen (2020: 70,5 %).
Sorgen bereiten laut der Allianz-Analyse vor allem die Schwellenländer, deren Anteil an den globalen Schulden sich zuletzt mehr als verdoppelt hat und jetzt bei 27,6 % liegt.
Auch wenn die Schuldenhöhe noch moderat erscheint, ist die Gefahr einer Schuldenkrise, angesichts der strukturellen Herausforderungen dieser Länder, nicht von der Hand zu weisen.
Österreich auf Rang 19
Und wo steht Österreich? Mit einem durchschnittlichen privaten Netto-Geldvermögen von 67.930 Euro pro Kopf listet der Bericht das Land auf Rang 19. Das Vermögen stieg im Vergleich zu 2020 um 5,8 %.
Die Vermögensbilanz 2021 ist „nicht nur auf die boomenden Märkte, sondern auch auf ein verändertes Sparverhalten“ der Österreicher zurückzuführen, sagt Rémi Vrignaud, CEO der Allianz-Gruppe Österreich.
Mehr in Kapitalmarktprodukte investiert
Die Sparer in Österreich erwarben demnach Aktien und Investmentfonds in Höhe von 9,6 Milliarden Euro, was eine Steigerung um 44 % bedeutet. Dadurch stieg der Anteil von Kapitalmarktprodukten an den frischen Spargeldern auf 40 %.
Im Gegensatz dazu ist die Dotierung von Bankeinlagen um 40 % auf 12,2 Milliarden Euro gefallen, womit diese nur noch mit knappem Vorsprung die beliebteste Sparform ist.
Vrignaud abschließend: „Wichtig wird sein, dass die Menschen in Österreich das neu gewonnene Vertrauen in die Kapitalmärkte angesichts einer veränderten Zinslandschaft und der Bedrohung durch eine mögliche Wohlstandsreduktion nachhaltig beibehalten.“