Vier gute Geld-Vorsätze fürs nächste Jahr
(kunid) Mit dem Jahreswechsel stellen sich auch Koryphäen aus den Bereichen Volks- und Finanzwirtschaft die Frage, wohin die ökonomische Reise in den kommenden Monaten geht. Wird der erhoffte Wirtschaftsaufschwung einsetzen oder wird die Inflation den Bullenmarkt beenden?
Der Österreichische Verband Financial Planners hat vier Geld-Neujahrsvorsätze erstellt, um sich gut und sicher auf dem glatten Finanzparkett 2022 zu bewegen.
Blicken wir zuvor zurück: 2021 war ein gutes Jahr an der Börse. Trotz Lockdowns, Corona-Sorgen, schwierigen Bedingungen bei den weltweiten Lieferketten und Co stiegen die Kurse auf breiter Front.
Für gute Laune zum Jahresende sorgen Notenbanken und Unternehmen gleichermaßen. Dass die US-Notenbank Fed jetzt beginnt, die während der Pandemie beschlossenen Krisenhilfen schrittweise zurückzufahren, wird als erstes Anzeichen für einen geldpolitischen Kurswechsel gesehen.
Zudem lieferten die Firmen, die in der laufenden Berichtssaison bereits ihre Quartalszahlen vorgelegt haben, mehrheitlich positive Geschäftsausblicke ab. Und zu guter Letzt kommen immer mehr Ökonomen zu der Einschätzung, dass die Lieferengpässe bei Rohstoffen und Vorprodukten ihren Höhepunkt hinter sich haben und für 2022 in etlichen Branchen mit Nachholeffekten zu rechnen ist.
Den Tatsachen ins Auge blicken
Der österreichischen Nationalbank zufolge markierte das Geldvermögen der Privathaushalte im Juni 2021 einen historischen Höchststand von 799 Milliarden Euro. Das entspricht einem Zuwachs von rund 8 % seit Beginn der Pandemie (Ende 2019).
Dabei ist das Umfeld für Sparer noch ungünstiger als in den vergangenen Jahren: Während die Zinsen weiter gegen null tendieren, geht es mit der geldentwertenden Inflation seit dem Frühjahr kräftig hinauf. Die Inflation ist im September dieses Jahres sogar im gesamten Euroraum auf ein Zehn-Jahres-Hoch gestiegen.
Trotzdem halten Österreicher dem geliebten Sparbuch die Treue. Petra Witzmann, Vorstandsmitglied des Verbandes Financial Planners, empfiehlt, einen Teil des Vermögens breit gestreut und gemäß der jeweiligen Risikoneigung in entsprechende Investmentfonds, börsennotierte Indexfonds (ETFs) oder auch in Einzeltitel aus dem Aktien- und Anleihen-Bereich zu investieren.
Als Faustregel gilt dabei, dass es ausreichend ist, drei bis sechs Monatsgehälter als „Notgroschen“ auf dem Sparbuch zu halten. Alles, was darüber hinausgeht und nicht gezielt für größere Investitionen in naher Zukunft benötigt wird, sollte angelegt werden.
Nicht alle Eier in einen Korb legen
Mit dem bildlichen Vergleich „Lege nicht alle Eier in einen Korb“ spricht sich Wirtschaftsnobelpreisträger Harry M. Markowitz für Vielfalt in der Kapitalanlage aus, also für eine breite Verteilung des Vermögens auf mehrere Anlageklassen. Im Fachjargon nennt sich diese Strategie Diversifikation und dient dazu, das Risiko zu reduzieren, indem Einbrüche in einzelnen Assetklassen gedämpft oder sogar ausgeglichen werden.
Unabhängig von der Anlageklasse ist es wichtig, nicht von der Vergangenheit auf die Zukunft zu schließen. Das Jahresende sollte genutzt werden, um die eigene Anlagestrategie auf Herz und Nieren zu prüfen und eventuell Umschichtungen vorzunehmen.
So ist etwa kürzlich beschlossen worden, dass ab 1. Jänner 2027 bei allen Immobilienfonds in Österreich eine einjährige Kündigungsfrist in Kraft tritt. Durch diese neue Regelung wird es nicht mehr möglich sein, kurzfristig Geld aus diesen Fonds zu entnehmen.
Klar ist: Für Neuveranlagungen und automatische Wertpapier-Sparformen ist es wichtig, rechtzeitig qualifizierte Beratung in Anspruch zu nehmen.
Witzmann weiter: „Bei bestehenden Krediten oder bei der Neuaufnahme von Krediten ist es jetzt ein guter Zeitpunkt, um sich an die jeweilige Bank zu wenden und sich langfristig einen Fixzinssatz zu sichern. Dieser kann auch bei bestehenden Finanzierungen jederzeit neu vereinbart werden. Bei steigenden Zinsen, beispielsweise durch Reduzierung der expansiven Geldpolitik der Notenbanken, werden Kredite teurer.“
Für den Fall des Falles vorsorgen
Mit dem Ableben tritt die gesetzliche Erbfolge in Kraft, diese entspricht aber oft nicht dem tatsächlichen Willen des Verstorbenen. Durch das Erstellen eines klar formulierten Testaments kann dem entgegengewirkt werden.
Es ist möglich, das Testament in das zentrale Testamentsregister eintragen zu lassen. Dadurch ist gewährleistet, dass es zu keinen Missverständnissen kommen kann oder dass ein Testament vielleicht nicht gefunden wird.
Gegen den Strom schwimmen
Sich selbst einen Grundstock an Finanzwissen und Veranlagungskompetenz anzueignen, ist das beste Mittel gegen unangenehme Überraschungen in Geld-Fragen. Die Alternative ist, in kompetente Beratung zu investieren.
Durch qualifizierte Beratung lässt sich auch das berüchtigte „Herdenphänomen“ vermeiden. „Wenn es in einer Branche gut läuft, wird viel darüber gesprochen und geschrieben. Dann folgen Anleger der Herde. Sobald es aber an der Zeit ist, Gewinne zu sichern oder es sogar wieder schlecht läuft, läutet niemand mit der Glocke, dass man jetzt aussteigen sollte.
Statt auf kurzweilige Trends zu setzen, sollten Anleger daher mit ihrem Berater einen eigenen Plan für die Geldanlage entwickeln und diesen auch einhalten.
Dazu gehört auch der Mut, Verluste in Kauf zu nehmen – wenn etwa ein Wertpapier keinen guten Ausblick bietet, sollte man auch das Selbstbewusstsein aufbringen, um auszusteigen und mit einem Minus abzuschließen. Witzmann nennt ein Beispiel: „Staatsanleihen haben sich für lange Zeit bewiesen, aber haben effektiv in den letzten fünf Jahren ein Minus von 0,5 % pro Jahr generiert – dazu kommen Managementgebühren und Depotkosten der Bank sowie die Inflation. Es ist zu erwarten, dass 2022 das Jahr der Zinswende am langen Ende wird und die Zinsen am Kapitalmarkt wieder steigen. Somit fallen die Kurse von Anleihen. Es ist also höchste Zeit, langfristige Anleihen-Bestände zu verkaufen.“